Foto: Heinrich Völkel
Matthias Fontheim hat sich zum Abschied in einem Interview mit Jens Frederiksen von der Allgemeine Zeitung (Ausgabe vom 24.5.2014) offen über Höhen und Tiefen seiner 8jährigen Intendanz und über die Theaterkritiker geäußert.

Highlights der Intendanz

Auf die Frage nach den schönsten Erfolgen während seiner Intendantenzeit nennt Matthias Fontheim an erster Stelle die Entdeckung des amerikanischen Dramatikers Bruce Norris, dessen Stücke sowohl beim Publikum als auch beim Feuilleton gut angekommen seien. Die deutschsprachige Erstaufführung von „Clybourne Park“ sei so begeistert aufgenommen worden, dass sie in die Folgespielzeit übernommen werden musste. Als weitere Erfolge nennt Fontheim Viktor Bodós „Tot im Orient-Express“, Jan-Philipp Glogers „Kaspar“-Umsetzung, Henzes Oper „Prinz von Homburg“ und Boitos „Mefistofele“. Beim Tanztheater sei Pascal Touzeaus Hinwendung zum Handlungsballett auf große Gegenliebe des Publikums gestoßen. Ferner lobt Fontheim die gute und langjährige Zusammenarbeit mit Autoren wie Simon Stephens oder Philipp Löhle, mit Mirko Schombert und mit Tatjana Gürbaca als Operndirektorin.

Tiefpunkt: die Spardiskussion

Erwartungsgemäß gehört die Diskussion um die Kürzung des Theateretats im Jahre 2011 zu den Tiefpunkten seiner Intendanz. Wörtlich sagt Matthias Fontheim: „Die Protestkette der Theaterfreunde gegen den Sparvorschlag aus dem Rathaus habe ich immer noch vor Augen – und sie ist und bleibt Ansporn und Ermutigung.“ Das Ergebnis sei ein Kompromiss, nämlich ein Sparpaket über zirka eine Million Euro gewesen. Auch die sogenannte „Deckelung“ der Zuschüsse von Stadt und Land erschwere die Arbeit am Mainzer Staatstheater. Deshalb habe man von Rücklagen gelebt und notwendige Reparaturen nicht durchführen können.

Kritik an der Theaterkritik

Matthias Fontheim scheut sich in diesem Interview nicht, den Umgang der Theaterkritiker mit dem Staatstheater Mainz deutlich zu kritisieren. Jeder Künstler möchte wissen, ob er in der Stadt, in der er arbeitet, angekommen sei. Fontheim wörtlich: „Dazu gehört dann auch eine begleitende Haltung der Presse vor Ort – eine Haltung, die besagt: „Ja, Leute, der Theaterbesuch lohnt sich grundsätzlich.“ Diese Haltung hat mir in den acht Jahren oft gefehlt.“ Auf Nachfrage des Theaterkritikers Jens Frederiksen, ob er damit einer Schönschreiberei das Wort reden wolle, antwortet Matthias Fontheim: „Nein. Aber die Frage müsste lauten: Was ist für wen warum „misslungen“? Und wäre es bei dieser permanenten Theaterarbeit in einer Stadt nicht auch für die örtliche Politik hilfreich und wichtig, durch die Berichterstattung gerade der örtlichen Kritik im Alltag immer wieder Zusammenhänge und Entwicklungen aufgezeigt zu bekommen – und nicht jede einzelne Aufführung zu kritisieren, als stünde sie zusammenhanglos nur für sich in diesem Theater herum und wird dann mit „Daumen hoch“ oder eben „runter“ abgehandelt?“ wl, 24.5.2014