Der in Mainz am 29. September 1916 geborene Tenor Josef Traxel wäre in diesem Jahr 98 Jahre alt geworden, wenn er nicht schon kurz nach seinem 59. Geburtstag am 8. Oktober 1975 nach kurzer Krankheit in Stuttgart gestorben wäre. Damit endete die Karriere eines der bedeutendsten Tenöre in der Nachkriegszeit, die am Mainzer  Stadttheater ihren Anfang genommen hat. Seine Eltern, selbst musikalisch, erkannten früh seine musikalische Begabung und förderten sie von Beginn an. Nach der Schulzeit studierte er an der Musikhochschule Darmstadt. Zunächst ließ er sich als Komponist, Dirigent und Musikpädagoge ausbilden und galt als begabter Pianist. Gesang studierte er jedoch nicht. 1939 wurde er als Soldat eingezogen und nahm am Frankreich-, Russland-, und Afrikafeldzug teil. 1942 wurde Traxel an der Ostfront in Russland verwundet.

Bühnendebüt in Mainz

Während eines Lazarettaufenthalts in Mainz sang er „aushilfsweise“ als Ottavio in Mozarts Don Giovanni, von seinen Kollegen auf der Bühne sanft hin- und hergeschoben. Ein Kritiker schrieb damals: „Hier ist ein junger Künstler dazu berufen, Musik zu leben, zu singen. Wird Traxel dieses Ziel erreichen? Vieles spricht bereits dafür, besonders die Selbstzucht, die sich der Künstler auferlegte und die nicht nur in der Akkuratesse des Notenbildes deutlich wird“.

Seine eigentliche Gesangskarriere als Tenor begann nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft 1946 in Nürnberg, wo er am Stadttheater als lyrischer Tenor engagiert wurde. 1952 entdeckte ihn die Staatsoper Stuttgart und er die Liebe zu dieser Stadt. Stadt und Oper blieb er bis zu seinem frühen Tod eng verbunden. 1954 erhielt Josef Traxel die Auszeichnung als Kammersänger.

Daneben war Josef Traxel auch den Opernhäusern in Düsseldorf, Berlin, Frankfurt, München und Wien fest verbunden. Auftritte bei den großen Festspielen in Salzburg (1952), Edinburgh und Bayreuth (1954) verschafften ihm auch international Renommee. Als Gast sang er an den großen Opernhäusern in London, Paris, Zürich und Mailand. Zahlreiche Gastspiele und Tourneen machten ihn auch auf anderen Kontinenten bekannt, vor allem in Süd- und Nordamerika. Seine Stimme wurde in Sao Paulo, Montevideo und Santiago ebenso gefeiert wie in Milwaukee, Philadelphia oder in der Carnegie Hall von New York.

Das „Phänomen Traxel“

Die Bandbreite seiner Tenorpartien reichten vom lyrischen über das italienische bis zum heldischen Fach. An die 60 Partien beherrschte er stilsicher und technisch perfekt, fast die Hälfte davon jederzeit abrufbar. Ohne sein umfangreiches Konzertprogramm mitzuzählen sang er in den 50er und 60er Jahren zwischen 80 und 100 Vorstellungen im Jahr.

In zahlreichen Ur- und Erstaufführungen wirkte er mit, unter anderem in „Oedipus Rex“ von Igor Stravinsky, „Die Jakobsleiter“ von Arnold Schoenberg (Wien 1961) und „Antigonae“ von Carl Orff (Stuttgart 1967).

In Bayreuth sang er bis 1959 den Steuermann und Erik im „Holländer“, den Froh im „Rheingold“, den Walther von der Vogelweide in „Tannhäuser“ und den Stolzing in „die Meistersinger von Nürnberg“. In weiteren Inszenierungen von Wieland Wagner war er auch als Lohengrin oder Siegmund zu hören. Nach einer Walküre-Aufführung schrieb eine südamerikanische Zeitung: „Unter den Stimmen stand an erster Stelle der Tenor Josef Traxel. Sein Gesang war geradezu eine Offenbarung. Seine Stimme ist von Natur aus mit einem bezaubernden kraftvollen Timbre ausgestattet und hat einen immensen Umfang, sodass man in den tiefen Lagen der Partie glaubt, einen mächtigen Bariton zu hören; gleichzeitig brilliert er mit einer makellosen Höhe. Man wundert sich, wie er beide Lagen ohne Schwierigkeiten meistert und wie er diese anstrengende Partie ohne Ermüdung durchsteht. Seine dynamische Ausdruckskraft gibt ihm alle Mittel dazu in die Hand, den Part intensiv und interessant zu deuten. Hohe Musikalität und eine Gesangskultur von höchstem Rang machen ihn zum idealen Sänger, eine wahre Rarität…“

Auch in Filmen wie „Der Vogelhändler“ oder „Alt-Heidelberg“ spielte bzw. sang er mit. Fernsehauftritte waren für ihn selbstverständlich. Er zählte zu den bekanntesten Tenören seiner Zeit.

Der Kunst dienen, nicht sich selbst

Er betätigte sich auch als Librettist. So textete er beispielsweise die Rolle des Lenski in Tschaikowskys Eugen Onegin völlig neu, um ihn „in gutem Deutsch“ singbar zu machen. Josef Traxel strebte bei all seinen Partien Werktreue an. Einem bekannten Dirigenten schrieb er einmal den Vierzeiler:
„Was das Tempo betrifft und die Stärke im Ton,
so halte ich mich an die Tradition,
ganz streng und nicht nach Belieben,
so wie es Mozart geschrieben.“

In seiner Freizeit schmiedete er – meist spöttische – Verse, die ihm leicht von der Hand gingen.
1966 nahm er so beispielsweise die Dirigenten auf’s Korn:
„Der Taktstock und die Partitur
sind beides Utensilien nur,
mit denen ein begabter Mann
’ne ganze Menge machen kann.
Die Partitur schreibt alles vor,
ob laut, ob leise, Solo, Chor.
Und wer sie lesen, spielen kann,
nennt sich Kapellmeister sodann.
Der Taktstock ist ein Instrument,
das oft Verbindung schafft, oft trennt,
zur Heiterkeit uns lockt und rührt,
nur kommt’s drauf an halt, w e r ihn führt
Meist ist er nur ein Stückchen Holz –
und wäre gut entbehrlich –
doch sind die Schläger viel zu stolz
und obendrein nicht ehrlich.“

Nach dem Geheimnis seines Erfolges befragt, gab er stets zur Antwort: „Ich habe gelernt der Kunst zu dienen und nicht mir selbst.“

Helau – auf Mainz

Der gebürtige Mainz Josef Traxel war Fastnachter aus Passion. Wann immer sein Konzert- und Spielplan es erlaubte, besuchte er an Fastnacht Mainz. Als aktives Mitglied des Mainzer-Carneval-Verein (MCV) trat er als Büttenredner in dessen Sitzungen auf. Bei der 2000-Jahr-Feier der Stadt Mainz half er mit, die Kantate „Mainzer Umzug“, getextet von Carl Zuckmayer und komponiert von Paul Hindemith, uraufzuführen. Zur Erinnerung trägt eine Straße in Mainz-Bretzenheim seinen Namen: Josef-Traxel-Weg

[Quellen: http://traxel.i-networx.de/de/start.html , http://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Traxel ]