Schon immer haben drei Bestandteile ausgereicht, um die Welt neu zu erschaffen und zurück ins Chaos zu stürzen: Vater, Mutter, Kind. Yade Yasemin Önder bringt diese Akteure so virtuos auf Kollisionskurs, dass einem die Luft wegbleibt: ein im schönsten Sinne atemberaubendes Debüt. Im Jahr nach Tschernobyl wird die Ich-Erzählerin geboren, irgendwo in der Westdeutschen Provinz, als „Mischling aus meiner Mutter und meinem Vater“, wie es heißt. Doch die intakte Kernfamilie währt nicht lange: Der türkische Vater (so übergewichtig, dass man „fast nichts mit ihm machen kann, was mit Schwerkraft zu tun hat“) stirbt. Alleingelassen ergeben Tochter und Mutter eine toxische Mischung. Önders Debüt ist ein wilder Roman über den Körper, über Fremdheit und Ankommen, über Identität und Differenz, der immer wieder verblüfft: schnell und klug und bei aller Düsterkeit irrsinnig komisch.