Im Theater-Talk der Theaterfreunde Mainz am 31. März 2019 stellten sich Schauspielerin Leoni Schulz und Dramaturgin Rebecca Reuter den Fragen von SWR-Moderatorin Sabine Fallenstein.

Ein weiteres Mal bot der Veranstaltungsklassiker „Theater-Talk“ spannende Einblicke in den Lebens- und Arbeitsalltag der Theaterschaffenden am Mainzer Staatstheater. In der jüngsten Ausgabe der beliebten Veranstaltungsreihe des Mainzer Theaterfreunde e.V. sprach SWR-Moderatorin Sabine Fallenstein mit Leoni Schulz – seit der Spielzeit 2014/15 festes Mitglied des Schauspielensembles – und Rebecca Reuter, seit 2017 feste Dramaturgin des Schauspiels am Haus.

Leoni Schulz – Foto: Andreas Etter

Interessiert verfolgten die Besucherinnen und Besucher wie unterschiedlich die Wege zum Theater als Beruf und Arbeitsort ausfallen können: Leonie Schulz berichtete, wie sie als gebürtige Frankfurterin ihre Theatersozialisation in der dortigen Schauspiel-Statisterie genossen und auch erst dort erfahren habe, dass der Beruf des Schauspielers/der Schauspielerin offiziell studierbar ist. „Früher dachte ich, man wird das irgendwie. Dass man den Beruf richtig erlernen kann, habe ich erst durch meine Tätigkeit in der Statisterie erfahren. Ich bin dann Vorsprechen gegangen, und an der ‚Hochschule für Film und Theater‘ in Potsdam hat es geklappt“, so Schulz. Zu diesem Zeitpunkt hatte Leonie Schulz bereits ein Studium in Politikwissenschaft abgeschlossen, da sie sich ursprünglich auch hätte vorstellen können – wie ihr Vater – beruflich in der internationalen Entwicklungshilfe zu arbeiten. „Die Entscheidung für den Theaterberuf fiel bei mir vergleichsweise spät“, erklärte Schulz lächelnd.

Rebecca Reuter hingegen absolvierte mit ihrem abgeschlossenen Magister-Studium in Philosophie und Germanistik bereits früh eine nach eigener Aussage „typische Ausbildung für den Dramaturgie-Beruf“. Bereits parallel zum Studium arbeitete sie als Gast-Regieassistentin am Deutschen Theater Göttingen. „Nach dem Studium wollte ich dann möglichst viele verschiedene Theater von innen kennenlernen, um umfangreiche Erfahrungen zu sammeln“, erklärte Reuter. Ihre jeweiligen Gastverträge als Hospitantin und Dramaturgin führten sie unter anderem an das Schauspiel Hannover, das Schauspielhaus Düsseldorf, das Landestheater Marburg sowie an das Staatstheater Braunschweig und das Staatstheater Oldenburg, wo sie das erste Mal unter der Leitung des heutigen Mainzer Intendanten Markus Müller arbeitete. Schließlich war sie am Stadttheater Ingolstadt von 2014 – 2017 erstmals fest als Dramaturgin engagiert und arbeitete dort unter anderen mit den Regisseuren Alexander Nerlich, Donald Berkenhoff, Brit Bartkowiak, Markus Heinzelmann und der werkgruppe2 zusammen. Der Wechsel nach Mainz erfolgte schließlich zur Spielzeit 2017/18.

Besonders interessant waren die Ausführungen der beiden Theaterschaffenden darüber, wie sich die Berufsfelder Schauspiel und Dramaturgie am Theater tagtäglich ergänzen (müssen). „Ich finde es total spannend, zu erleben, dass ich als Dramaturgin ein Stück oder eine Figur nur intellektuell begreifen kann, während Schauspieler in der Lage sind, das wirklich zu fühlen, worum es geht. Ich persönlich wollte nie Schauspielerin werden, aber es fasziniert mich immer wieder, den Mitgliedern unseres Ensembles bei ihrer künstlerischen Erarbeitung zusehen zu dürfen“, führte Rebecca Reuter mit spürbarer Bewunderung für die schauspielerischen Leistungen der Mainzer Ensemblemitglieder aus.

Für die künstlerische Vielseitigkeit des Ensembles am Staatstheater Mainz erwies sich Leonie Schulz als die ideale Repräsentantin: Schließlich begeistert die charmante Schauspielerin das Mainzer Publikum seit 2014 ununterbrochen durch eine spektakuläre Bandbreite an künstlerischen Facetten, sei es in Klassikern wie Hauptmanns „Die Ratten“ und Shakespeares „Macbeth“, in Roman-Dramatisierungen wie „Meister und Margarita“, mythologischen Bearbeitungen wie „Die Nibelungen“, Kinder- und Familienstücken wie „Pünktchen und Anton“ oder auch in zeitgenössischen, modernen Stücken wie „Die Sprache des Wassers“ und dem Monologstück „In Memoriam Anna Politkowskaja“.

Als nächstes dürfen sich alle Theaterbegeisterten aus Mainz und Umgebung auf Leonie Schulz in der Romanadaption „LJOD – Das Eis – Die Trilogie“ nach Vladimir Sorokin in einer Inszenierung von Hausregisseur Jan-Christoph Gockel freuen – eine Produktion, für die Rebecca Reuter als begleitende Schauspieldramaturgin verantwortlich zeichnet.

Philip Barth