Médeé von Luigi Cherubini

Nadja Stefanoff (links), Peter-Felix Bauer (rechts) – Foto: Andreas Etter

Luigi Cherubinis selten gezeigte Oper MÉDÉE in der Inszenierung von Elisabeth Stöppler ist vom Premierenpublikum begeistert aufgenommen worden. „Hier versteht man Oper mal ohne Vorbereitung“, zitiert Volker Milch in der Allgemeine Zeitung vom 15.6.2015 eine zufriedene Premierenbesucherin in der Pause und trifft damit den Grund der Begeisterung der Zuschauer. Auch der Kritiker Milch schließt sich diesem Urteil an. Die Theater-Geister scheiden sich an den assoziativen Regieeinfällen von Frau Elisabeth Stöppler. So stört sich Stefan Schickhaus (Frankfurter Rundschau vom 15.6.2015) an der Szene mit dem gewilderten Nashorn ebenso wie an dem Auftritt arabischer Flüchtlingen oder dem martialischen Getrappel der Security-Männer in Kampfmonturen. Die meisten Kritiker sehen jedoch hierüber hinweg und konstatieren Elisabeth Stöppler eine exzellente Personenführung sowie eine gute Kombination der Musik mit gesprochenen Texten von Heiner Müller, Christa Wolf, Ingeborg Bachmann und Albert Camus.

Star des Abends bei Publikum und Kritikern war Nadja Stefanoff in der Rolle der Médeé. „In der Titelpartie feiert Sopranistin Nadja Stefanoff einen großen Erfolg. Wie sie die Figur der Medee durchdringt, hinter der gewaltbereiten Mörderin die Frau, Mutter und Geliebte aufscheinen lässt – und den mörderischen Anforderungen der Gesangspartie auf hohem Niveau trotzt – ist eine beachtliche Leistung.“ So urteilt Claus Ambrosius in der Rhein-Zeitung vom 15.6.2015. Aber auch Philippe Do, Dorin Rahardja, Peter-Felix Bauer und Genvieve King werden durchgängig von allen Kritikern lobend erwähnt. Lediglich Benedikt Stegemann in der FAZ-Rhein-Main vom 15.6.2015 glaubt Schwächen in der Textverständlichkeit und in der Abstimmung mit dem Philharmonischen Staatsorchester unter Leitung von Andreas Spering ausgemacht zu haben. Alle anderen und das Premierenpublikum haben dagegen an der Leistung weder der Sänger noch des Chors noch des Orchesters an diesem Abend etwas auszustzen. Einziger Aussetzer des Abends war die Beleuchtung, die in der Pause teilweise ihren Geist aufgab, was aber den künstlerischen Genuss nicht beeinträchtigt hatte. Allerdings erlebten die Mainzer dabei wohl die längste Pause, die es in ihrem Theater gab.

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Dr. Wolfgang Litzenburger