Don Giovanni (Premiere: 22.3.2014)

H.O. Weiß, H. Kilpeläinen, Foto: Martina Pipprich

Der für seine kriegerischen Inszenierungen bekannte Tilman Knabe musste sich bei der Premiere von Mozarts Oper „Don Giovanni“ so viele Buh-Rufe vom Premierenpublikum anhören wie noch kein anderer vor ihm im Staatstheater Mainz. Allerdings waren auch Bravo-Rufe zu hören, die die gespaltene Aufnahme seiner Deutung der Mozart-Oper im Premierenpublikum deutlich machten. Zwar schließen sich die Theaterkritiker weitgehend dem „Buh-Gewitter“ an, doch gibt es auch einige Stimmen unter ihnen, die die Konzeption zwar grundsätzlich für „originell“ und „hellsichtig“ halten, aber die Umsetzung auf der Bühne bemängeln (Benedikt Stegemann, FAZ vom 26.3.2014). Auch Volker Milch (AZ vom 24.3.2014) hält Knabes Ansatz für interessant: „Dabei hat die Idee, aus der Inkarnation des unbehausten, alle Konventionen sprengenden Eros einen Outcast der Netzgesellschaft zu machen, an sich ihren Reiz und wird vom ersten Quickie bis zum letzten Abendmahl vom Ensemble mit Verve umgesetzt.“ Jochen Lange (www.nmz-online.de vom 23.3.2014) und Ludwig Steinbach (www.deropernfreund.de vom 24.3.2014) finden die szenische Umsetzung gut gelungen. Ludwig Steinbach hält sie sogar für die „eindrucksvollste und kurzweiligste zeitgenössische Interpretation“ der Oper. Alle anderen stören sich mehr oder weniger heftig an den „launigen Aktualisierungen“ wie den Auftritten der Pressemeute, die als „aufgepfropft“ empfunden werden (Benedikt Stegemann a.a.O.). Spannende 3 Stunden will Sabine Weber (www.klassikweb.de vom 22.3.2014) erlebt haben. Stegemann bedauert in der FAZ-Rhein-Main dabei, dass Knabe es versäumt habe, „seinen vom Ansatz her hochinteressanten Beitrag zur Inszenierungsgeschichte … zu einer die vollständige Werksubstanz umfassenden Deutung“ weiterzuentwickeln.

Musikalisch keine Sternstunde

Don Giovanni (Premiere: 22.3.2014)

T. Charalgina, T. Büttner, Foto: Martina Pipprich

Alle Kritiker sind sich darin einig, dass Knabe mit seiner kriegerischen Grundkonzeption „konsequent gegen die Musik inszeniert“ (Ursula Böhmer, SWR 2, Kulturthema vom 24.3.2014) habe und es deshalb schwierig sei, die Leistungen der Musiker im Orchestergraben und der Sänger auf der Bühne gerecht zu beurteilen. Vor allem an den Leistungen von Kammersänger Hans-Otto Weiß (Leporello), Heikki Kilpeläinen (Don Giovanni) und Patricia Roach (Donna Elvira) scheiden sich die Geister der Theaterkritiker: die einen loben, was die anderen kritisieren, wobei kein Kritiker vergisst hervorzuheben, dass es Tilman Knabe den Akteuren im Orchestergraben und auf der Opernbühne nicht gerade leicht gemacht habe. Doch eine Gewinnerin des Abends steht fest: die Nachwuchssängerin Saem You als Zerlina. Fast kein Kritiker vergisst, deren außergewöhnliche Leistung auf der Bühne hervorzuheben. Volker Milch urteilt: „bravourös“. wl, 26.3.2014

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