Die Jury des Deutschen Theaterpreises Der Faust hat die Nominierungen für die Preisverleihung 2015 bekannt gegeben. Ausgezeichnet wird die Inszenierung „Perelà“ von Pascal Dusapin, die im Januar 2015 als Deutsche Erstaufführung in der Inszenierung von Lydia Steier auf die Bühne des Staatstheaters Mainz gebracht worden war.

Perelà

Peter Tantris – Foto: Andreas Etter

Die Nominierten in den acht Kategorien

  • Regie Schauspiel
    – Gernot Grünewald, „Palmer – Zur Liebe verdammt fürs Schwabenland“, Landestheater Württemberg-Hohenzollern Tübingen Reutlingen
    – Ryan McBryde, „1984“, Altes Schauspielhaus und Komödie im Marquardt Stuttgart
    – Jette Steckel, „Die Tragödie von Romeo und Julia“, Thalia Theater Hamburg
  • Darstellerin/Darsteller Schauspiel
    – Kristian Bader, Adolf Hitler in „Er ist wieder da“, Altonaer Theater Hamburg
    – Lina Beckmann, Ella in „John Gabriel Borkman“, Deutsches Schauspielhaus Hamburg
    – Bibiana Beglau, Mephisto in „Faust“, Bayerisches Staatsschauspiel München
  • Regie Musiktheater
    – Andrea Breth, „Jakob Lenz“, Oper Stuttgart, Koproduktion mit La Monnaie/De Munt Brüssel und der Staatsoper Berlin
    – Tobias Kratzer, „Die Meistersinger von Nürnberg“, Badisches Staatstheater Karlsruhe
    – Lydia Steier, „Perelà – Uomo di fumo“, Staatstheater Mainz
  • Sängerdarstellerin/Sängerdarsteller Musiktheater
    – Seth Carico, Kassandra in „Oresteia“, Deutsche Oper Berlin
    – Barbara Hannigan, Marie in „Die Soldaten“, Bayerische Staatsoper München
    – Elena Sancho Pereg, Zerbinetta in „Ariadne auf Naxos“, Deutsche Oper am Rhein
    Düsseldorf Duisburg
  • Choreografie
    – Bridget Breiner, „Charlotte Salomon: Der Tod und die Malerin“, Musiktheater im Revier
    Gelsenkirchen
    – Jan Pusch, „Welcome to your world“, Staatstheater Braunschweig
    – Helena Waldmann, „Made in Bangladesh”, Theater im Pfalzbau Ludwigshafen, Eine Produktion von Helena Waldmann und ecotopia dance productions in Koproduktion mit Theater im Pfalzbau Ludwigshafen, Les Théâtres de La Ville de Luxembourg, Goethe-Institut Bangladesh (BD), Burghof Lörrach (D), Forum Freies Theater Düsseldorf, Tollhaus Karlsruhe, Kurtheater Baden
  • Darstellerin/Darsteller Tanz
    – Kusha Alexi, Charlotte in „Charlotte Salomon: Der Tod und die Malerin“, Musiktheater im Revier Gelsenkirchen
    – Alicia Amatriain, Teufel in „Die Geschichte vom Soldaten“ im Rahmen des Ballettabends „Strawinsky HEUTE“, Stuttgarter Ballett
    – Renate Graziadei in „Transition“, Studio laborgras Berlin
  • Regie Kinder- und Jugendtheater
    – Tim Etchells / Robin Arthur (Forced Entertainment), „Das unmöglich mögliche Haus“, Theater an der Parkaue Berlin, Eine Produktion von Forced Entertainment und Barbican (UK) Produktion in Koproduktion mit dem Theater an der Parkaue
    – Babett Grube, „Tigermilch“, Junges Schauspiel Hannover
    – Jürgen Zielinski, „Ginpuin. Auf der Suche nach dem großen Glück“, Theater der Jungen Welt Leipzig
  • Bühne/Kostüm
    – Victoria Behr, „der die mann“, Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin
    – Anne Neuser, „Der Idiot“, Oldenburgisches Staatstheater
    – Harald B. Thor, „Die Soldaten“, Bayerische Staatsoper München

DER FAUST ist ein Preis der Theater für ihre Künstler. Die Theater haben das Vorschlagsrecht, dürfen jedoch keine eigenen Produktionen nennen. Daraus bestimmt eine Jury aus künstlerischen Berichterstattern und dem Ausschuss für künstlerische Fragen des Deutschen Bühnenvereins die Nominierten. Die Mitglieder der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste wählen aus diesen Nominierten die Preisträger aus, die am Abend der Verleihung bekannt gegeben werden.

Die Verleihung findet am 14. November 2015 in Saarbrücken statt.

Weitere Auszeichnung an früheren Mainzer Sänger: Franz Mazura

Den Preis für das Lebenswerk erhält Franz Mazura, der von 1956 bis 1958 am Staatstheater Mainz (damals noch Städtische Bühnen genannt) engagiert war. Der Bass-Bariton wurde am 22.4.1924 in Salzburg geboren. Er war verheiratet mit Elisabeth Friedmann, die 1956-1958 am Stadttheater Mainz engagiert war. Sein Debüt wurde durch die Kriegsjahre des Zweiten Weltkrieges hinausgezögert und erfolgte nach seiner Ausbildung in Detmold erst 1955 als Bassist am Staatstheater Kassel. In den folgenden Jahren sang er am Stadttheater Mainz sowie am Staatstheater Braunschweig, 1963 war er Ensemble-Mitglied der Deutschen Oper Berlin; von 1964 bis 1987 folgte ein Engagement am Nationaltheater Mannheim. Er gastierte bei den Salzburger Festspielen von 1960 als Cassandro in „La finta semplice“ von Mozart und sang dort 1970 den Pizarro im „Fidelio“. Gastspiele brachten ihm an den großen deutschen Bühnen wichtige Erfolge ein. 1973 schloss er einen Gastspielvertrag mit der Staatsoper Hamburg ab. Als ein hervorragender Wagner-Interpret galt der Alberich im „Ring des Nibelungen“ als seine Glanzrolle. Zudem erwarb er sich große Verdienste um die Interpretation von Partien des neuen Musiktheaters. So wirkte er 1979 bei der Pariser Uraufführung von Friedrich Cerhas neu bearbeiteter dreiaktiger Fassung der Oper „Lulu“ von Alban Berg in der Rolle des Dr. Schön mit sowie 1991 bei der Deutschen Erstaufführung von York Höllers „Der Meister und Margarita“ in der Partie des Voland. Weitere Höhepunkte in seinem Bühnenrepertoire waren Scarpia in „Tosca“, Jochanaan in „Salome“ und Moses in „Moses und Aron“ von Schönberg.

Seit 1980 ist Franz Mazura zudem Mitglied der New Yorker Metropolitan Oper. Zwischen 1972 und 1995 feierte er immer wieder große Erfolge bei den Bayreuther Festspielen als Klingsor im „Parsifal“ ebenso wie als Biterolf in „Tannhäuser“, als Marke in „Tristan und Isolde“ (1975) oder als Alberich, Wanderer und Gunther im „Ring“-Zyklus. In den letzten Jahren war er vor allem als Schigolch in „Lulu“, u.a. an der Metropolitan Opera New York, der Bayerischen Staatsoper München, der Opéra National de Paris sowie am Théâtre du Capitole in Toulouse zu hören.

1980 wurde Franz Mazura zum Kammersänger ernannt; seit 1990 ist er Ehrenmitglied des Nationaltheater Mannheims. 2010 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet. Im November 2014 erhielt er die Ehrennadel seiner Wahlheimatgemeinde Edingen-Neckarhausen, in der er seit 1964 lebt.

Franz Mazura ist einer der profiliertesten Bassbaritone im deutschsprachigen Raum. Seine künstlerische Vielseitigkeit manifestiert sich in einer ausdrucksstarken stimmlichen Leistung, sprachlicher Präzision sowie einem herausragenden Talent als Schauspieler. Alle Komponenten vereint machen ihn zu einem hervorragenden Interpreten außergewöhnlicher Rollen sowohl im klassischen wie auch im modernen Repertoire. Franz Mazura war einer der bedeutenden Sänger der Wagner-Ära unter Horst Stein am Nationaltheater Mannheim, dessen Renommee er wesentlich mitprägte. Selbst mit über 90 Jahren steht Franz Mazura noch erfolgreich auf der Bühne.

[Pressemitteilungen des Staatstheaters Mainz und des Deutschen Bühnenvereins vom 8.9.2015]